~♥~ "Solange ich klein bin, gebt mir Wurzeln. Wenn ich groß bin, verleiht mir Flügel" ~♥~

Dienstag, 6. Oktober 2015

Seelenkind

Oakland, California (1983)

Colin, mein zwölfjähriger Sohn ertappte mich an einem verregneten Spätnachmittag Ende Januar am Küchentisch, wie ich ein feuchtes zerknülltes Kleenex in der Hand hielt, mir die Tränen abwischte und um seinetwillen versuchte, mich zusammenzureißen.
Seit meiner Fehlgeburt waren mindestens zwei Monate vergangen, aber ich bekam immer noch mindestens einmal am Tag das heulende Elend.
Rog und ich waren wie vor den Kopf geschlagen gewesen, voller Zweifel und zwiespältiger Gefühle, als sich der Schwangerschaftstest als positiv erwiesen hatte. Ich war 41 Jahre alt, und mein Beruf nahm mich voll in Anspruch. Ich hatte endlich erreicht, was einige für unmöglich gehalten hatten: Ich war Beleghebamme in der Alta-Bates-Klinik, und folglich florierte meine Praxis. In manchen Monaten entband ich zwölf Kinder, und niemand wusste genau, ob und wann ich zu Hause sein würde. Auch Rog war ausgelastet: Er musste nicht nur dafür sorgen, dass sein eigenes Geschäft lief, sondern auch noch den Haushalt in Gang halten, der durch meine häufige Abwesenheit vernachlässigt wurde. Colin und Jill näherten sich der Pubertät, ein schwieriges Alter mit Herausforderungen ganz eigener Art. Wie sollte da ein Baby ins Leben passen? Doch als die Schwangerschaft abrupt endete und alle Hoffnungen sich in Tränen auflösten, verliebte ich mich in das Kind, das nicht sein sollte. 

„Weinst du wegen des Babys?“, fragte Colin, und als ich betrübt nickte, meinte er: „Dann musst du einfach noch eins bekommen, weil es ein Seelenkind ist und du ja seine Mutter sein solltest.“ Ich muss ihn wohl verdutzt angeschaut haben, denn er fügte hinzu: „Weißt du nicht, was ein Seelenkind ist? Wieso weiß ich es dann? Ich meine du bist schließlich meine Mutter“ Ich war völlig perplex, hatte keine Ahnung, war er meinte. Deshalb zog sich mein Erstgeborener einen Stuhl heran, setzte sich neben mich und legte mir seinen Arm um die Schulter.
„Ich werde es dir erklären, Mom. Vielleicht war ich selbst eins und ich weiß es daher. Jede Frau kann eine bestimmte Anzahl von Babys in ihrem Leben kriegen, und diese Babys bilden einen Kreis, der unsichtbar über ihren Köpfen schwebt. Jeden Monat ist ein anderes Baby an der Reihe; wenn die Frau schwanger wird, wird es geboren. Wenn nicht, kehrt es zu den anderen in den Kreis zurück. Wenn sie schwanger wird, und es passiert etwas Schlimmes vor der Geburt, kehrt es in den Kreis zurück und wird ein Seelenkind, und alle andere Babys lassen ihm beim nächsten Mal den Vortritt. Jeden Monat ist es als Erstes dran. Und deshalb musst du wieder schwanger werden, damit du dasselbe Seelenkind noch einmal bekommst. Wenn nicht, wird es einfach in den Kinderkreis einer anderen Frau gebeamt, und dann ist es dort als Erstes an der Reihe. Es bleibt immer irgendwo an erster Stelle, bis es schließlich geboren wird. Aber es wäre traurig, wenn du es nicht bekommst, denn ich weiß wie gerne du es haben möchtest. Du musst es also noch einmal versuchen. Erinnerst du dich an das Baby, Mom, das du vor meiner Geburt verloren hast?“ Ich nickte wortlos. „Das war ich. Wirklich. Ich habe immer gewusst, dass ich ein Seelenkind bin. Ich weiß genau, wovon ich rede, Mom."


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Vor bestimmt 2 Jahren im Netz gefunden. 
*~Tifa~*

Sonntag, 4. Oktober 2015

Kinder brauchen Eltern...

Sich auf sein Kind und seine Welt einzulassen ist nicht immer einfach... 

...aber es ist einen Versuch wert :)


*~Tifa~*

Donnerstag, 1. Oktober 2015

An die Mutter die ihre Kinder im Supermarkt anschreit...

Ich sehe ich dich auf einer Parkbank sitzen, mit deinem iPhone in der Hand. Dein Kind versucht, deine Aufmerksamkeit zu bekommen und braucht drei oder vier Versuche, bis du mitbekommst, dass jemand "Mama" vom anderen Ende des Spielplatzes ruft und dass du damit gemeint bist. Du siehst einen Augenblick lang von deinem Bildschirm auf, winkst, und widmest dich dann wieder dem digitalen Orakel in deinem Schoß.
Ich sehe dich mit deinen Kindern im Supermarkt an der Kasse stehen. Die Ältere scheint etwas haben zu wollen, das nach einer Plastiknuckelflasche gefüllt mit flüssigem Zucker aussieht. Als du "nein" sagst, fängt sie an zu weinen. Du packst sie am Arm, gehst mit deinem Mund ganz dicht an ihr Ohr und obwohl ich nicht verstehe, was du ihr zuflüsterst, kann ich an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass es schlimm war, als sie die Süßigkeit zurück ins Regal stellt.
Ich sehe dich im Restaurant. Dein Jüngstes isst Chicken Nuggets und Makkaroni mit Käse, ich schätze, zum 40. Mal in letzter Zeit. Seine käsigen Finger halten dein iPhone und er sieht sich vermutlich irgendeinen hirnlosen Cartoon an, den du benutzt, um deine Kinder zu beschäftigen, weil du keine Lust hast, dich mit ihnen zu beschäftigen.
Ich sehe dich im Einkaufszentrum ausflippen. Dein Kind hat eine Limonade fallen gelassen und deine Wut ist weit größer als die Situation es verdient. Menschen bleiben stehen und starren dich an. Deine Worte sind laut und verletzend und ich frage mich, wie sehr du dein Kind damit verletzt.
Das hier sehe ich nicht.
Ich sehe nicht, dass...
Du die ganze Zeit mit deinem Kind spielst. Wenn du nach der Arbeit nach Hause kommst, verbringst du deine Abende damit, Bücher vorzulesen und deinen Kindern das Lesen beizubringen. Du fährst jeden Dienstag mit deiner Tochter zum Comic-Buchladen und sie darf sich zwei Hefte aussuchen - als Belohnung für ihre harte Arbeit. An den Wochenenden fährst du mit deinen Kindern zu einem Park mit vielen anderen Kindern. Du möchtest, dass sie spielen und Spaß haben, während du die E-Mails auf deinem Handy beantwortest.
Ich sehe nicht, dass...
Du noch schnell in den Supermarkt musst, nachdem du deine Kinder aus der Tagesstätte abgeholt hast, damit du ein bisschen Hähnchen und Milch einkaufen kannst, bevor du ihnen Abendessen machst. Gestern Abend hatte deine Tochter einen Snack, bevor sie nach Hause gekommen ist, und hat nichts mehr von dem Abendessen gegessen, das du gekocht hast. Weil ihr zwei darüber gesprochen habt, weiß sie, dass sie heute keinen Snack bekommt, aber sie hat dich trotzdem gefragt, ob sie die Süßigkeit haben darf. Als du sie zu dir gezogen hast, hast du sie an den Grund erinnert, warum sie das Fläschchen nicht haben darf, und ihr gesagt, dass sie es zurückstellen soll. Sie erinnert sich daran, guckt ein wenig traurig, und stellt es zurück.
Ich sehe nicht, dass...
Du schaffst es nicht oft, auswärtig zu essen. Das Geld ist knapp und vier Leute in ein Restaurant einzuladen, ist teuer. Aber es ist etwas Besonderes und du möchtest, dass alle Spaß haben. Für dich ist das Besondere ein Medium-rare Steak und Kartoffeln. Für die Kinder sind es Chicken Nuggets und Makkaroni mit Käse. Es ist ein besonderer Anlass... weshalb du, nachdem dein Kleinkind zum dritten Mal versucht hat, in die Küche zu laufen, entscheidest, dass die verurteilenden Blicke der Anderen es wert sind, dass du eine Unterhaltung mit deinem Partner haben kannst - zum ersten Mal in dieser Woche.
Und der Zwischenfall mit dem Schreien?
Ich sehe nicht, dass du ganze Woche nicht richtig schlafen konntest. Ich sehe nicht, dass du dich an diesem Tag mit deinem Partner gestritten hast und das immer noch an dir nagt. Ich sehe nicht, wie viel Stress du im Job hast und Kleinigkeiten wie diese dich normalerweise nicht so wütend machen. Ich sehe nicht die Hunderte Situationen, in denen du deine Kinder nicht angeschrien hast. Ich sehe nicht, dass du dich später entschuldigst und erklärst, dass sogar Erwachsene manchmal wütend werden und schreien und das macht es nicht wirklich besser, aber Menschen machen Fehler. Ich sehe nicht, dass dein Kind dir vergibt.
Siehst du, das ist der Punkt. Ich sehe gar nichts, außer diesen einen Schnappschuss deines Lebens - ein iPhone, ein Paar Chicken Nuggets, eine verschüttete Limonade, oder ein wütendes Gesicht. Das ist alles, was ich sehe und aus irgendeinem Grund glaube ich, dich zu kennen. Aus irgendeinem Grund glaube ich zu wissen, was für ein Elternteil du bist. Du bist ein "beschissener" Elternteil.
Und weißt du was? Je nachdem, welchen Schnappschuss du aus meinem Leben siehst, bin ich das auch. Ich bin manchmal auch ein schlechter Elternteil. Und manchmal bin ich großartig - genau wie du!
Also lass uns einen Deal machen.
Lass uns nachsichtig miteinander sein. Lass uns in der Gewissheit leben, dass wir nicht viel voneinander wissen. Statt mit den Augen zu rollen und hörbar einzuatmen, lass uns einander ein Lächeln und ein Nicken schenken und sagen: "Ich weiß, wie das ist." Wenn es wirklich Probleme gibt, lass uns einander zuhören und erst Ratschläge erteilen, wenn wir darum gebeten werden.
Und vor allem: Lass uns zur Kenntnis nehmen, dass wir alle manchmal schlechte Eltern sind. Wir alle haben unsere Höhen und Tiefen. Die restliche Zeit befinden wir uns irgendwo in der Mitte, treten Wasser und tun unser Bestes.
Zu wissen, dass wir da gemeinsam drin stecken, macht diese Schwesternschaft der Mutterschaft, Bruderschaft der Vaterschaft, Kameradschaft des Elternseins.. wie immer du es nennen möchtest, großartig. Zu wissen, dass wir nicht alleine sind, macht die Tiefen erträglicher, die Höhen fühlen sich besser an und die Mitte wird zu einem angenehmen Ort.
Also bitte, schlechter/großartiger/alles-dazwischen-Elternteil, lass uns ein bisschen runterkommen, weniger urteilen und die Fahrt genießen.
Triff mich in der Mitte  ;) 

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