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Montag, 20. Juli 2015

Muttermilch - Ich WILL stillen!

Eine Reaktion auf "Muttermilch - Weib, du sollst stillen!" aus der Neuen Züricher Zeitung

Ich las gestern diesen Artikel der mich um ehrlich zu sein tierisch wütend machte. Allein die Überschrift machte mir ein flaues Gefühl im Magen. "Weib" steht dort - Ein Artikel der die Frau gleich zu beginn so abwertend als "Weib" bezeichnet, kann nichs gutes heißen...

Die Einführung:
"Wer nicht stillt, schadet seinem Kind."
Schadet? Wer hat das gesagt?
 "Dieses Mantra der Still-Lobby ist wissenschaftlich nicht belegt. Vor allem aber läuft es der Gleichstellung zuwider und propagiert ein reaktionäres Frauenbild."
Gleichstellung? Natürlich: Die Frauen kämpfen sein Jahrhunderten für Gleichberechtigung. Wir dürfen wählen gehen und arbeiten. Wir haben ein Recht auf Bildung - Das war nicht immer so. Doch wollen die Frauen wirklich zu einer zweiten Form von Mann werden? Spezifisch beim Stillen ist es nunml so, das Mutter Natur dies der Fru zugesprochen hat. Die Natur! Nicht irgendwelche unterdrückenden Gesetze wie z.B. bei den Wahlen.
Es folgt eine Geschichte aus dem Leben. Eine Bekannte der Autorin habe in einem "stillfreundlichem Krankenhaus" über lange Zeit eine qualvolle Geburt überstanden. Abschweifend vom Thema erwähnt sie kurz, das die Bekannte keinen Kaiserschnitt wollte und die Hebamme dieses mit "freundlicher Autorität" bekräftigte. 
Wozu diese Aussage? Ist es nicht schön, das sie den Kaiserschnitt vermeiden konnte, den sie vermeiden wollte? Muss man an dieser Stelle die Autorität der Hebamme erwähnen? Mit dem folgenden Abschnitt vermute ich, das das ganze Prinzip des "stillfreundlichen Krankenhauses" zunichte gemacht werden soll:
"Im Gespräch wird mir klar, was Unicef unter einem «Baby-friendly Hospital» versteht: Das Kind bleibt Tag und Nacht bei der Mutter, am liebsten mit direktem Körperkontakt, damit es jederzeit gestillt werden kann."
Jedoch sehe ich hier nichts negatives. Nach der Geburt meiner Kinder konnte ich kaum die Trennung zur U1 ertragen - wie also hätte ich es nach dem veralteten Modell mit dem Babyzimmer ertragen sollen die ganze Nacht von meinem Kind getrennt zu sein - es nur zum Stillen kurz zu bekommen, um es dnn wieder der Schwester mitzugeben? Allein der Gedanke treibt mir die Tränen in die Augen.
"Ich bin irritiert: Ist denn das Wochenbett nicht dazu da, dass sich die Mutter von den Strapazen der Geburt erholen kann, bevor sie zu Hause auf sich allein gestellt ist?"
Jetzt bin ich irritiert. Das Wochenbett? Das geht 8 Wochen lang. So lange wird wohl niemand nach der Gebut im Krankenhaus bleiben. Ich muss etwas schmunzeln denn auch nach den - meist - 3 Tagen im Krankenhaus, ist man keineswegs auf sich allein gestellt (und auch das Wochenbett ist nicht nach 3 Tagen vorbei) - wozu gibt es die Nachsorge-Hebammen? Jede Frau hat das Recht auf eine Hebamme, bezahlt durch die Krankenkasse, die bis zum Ende der Stillzeit jederzeit kontaktiert werden kann.
"Welche Mutter, denke ich beim Hinausgehen, wagt es, sich gegen diesen Still-Terror zur Wehr zu setzen? Welche Mutter hat die Chuzpe, sich schon in den ersten Stunden nach der Geburt den Vorwurf der Säuglingsschwester gefallen zu lassen, eine schlechte Mutter zu sein, nur weil sie sich nach der Anstrengung einer Geburt ein paar Stunden ununterbrochenen Schlafs wünscht?"
Still-Terror? Ich bin entsetzt! Wer von vornherein sagt, das er nicht Stillen will, wird zwar gebeten es wenigstens zu versuchen, aber diese Bitte als Terror zu bezeichnen ist anmaßend. Ununterbrochener Schlaf... Ehrlich gesagt möchte ich darüber nichts schreiben. Entschuldigt bitte, aber man weiß vorher, das eine Geburt kein Zuckerschlecken ist und das danach Schlaf erstmal ein Traum bleibt.
Ich selbst wünsche mir auch knapp 11 Monate danach noch eine Nacht ununterbrochenen Schlaf, doch wusste ich vorher worauf ich mich mit einem Kind einlasse.
"Nicht nur das Kinderhilfswerk der Uno, auch die Weltgesundheitsorganisation WHO, das Bundesamt für Gesundheit und so ziemlich jede Mutter-Kind-Organisation der Welt empfiehlt den Müttern, so lange wie möglich zu stillen."
Richtig, sie EMPFEHLEN! Nirgends wird man gezwungen, doch die Autorin selbst schreibt, sie wundere sich, "dass die Still­pflicht nicht in die Uno-Menschen­rechtscharta Eingang gefunden hat"
"Bis vor kurzem glaubte man aufgrund von Studienresultaten, dass Kinder, die sechs Monate und länger gestillt wurden, einen höheren IQ haben und weniger Übergewicht entwickeln. Dann wiesen Wissenschafter nach, dass ganz andere Faktoren als das Stillen für diesen Effekt verantwortlich sind. [...]
Westliche Frauen, welche die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Stillzeit von sechs Monaten einhalten, stammen oft aus bessergestellten Schichten, sind überdurchschnittlich bei Einkommen und ­Bildung – das führt zu einem gesünderen Lebensstil und zu besseren Bildungschancen."
Interessant hier finde ich, das nur die westliche Welt von der Autorin berücksichtigt wird. Auch wenn diese Meinung möglicherweise Diskussionen auslöst: Ebenfalls interessant finde ich, das bildungshöhere Frauen die Empfehlungen berücksichtigen, Bildungsniedere offenbar nicht... Woran das liegen mag, darüber möchte ich keine Behauptungen aufsellen.

Die Autorin erwähnt eine geplante Studie der Universität Zürich:
"Erkenntnisse zu den Segnungen der Muttermilch, so ist es in einer Klausel geregelt, sollen grundsätzlich publiziert werden. Grundsätzlich? Der Professor hat die Möglichkeit, von einer Publikation abzusehen, wenn er es für angebracht hält, heisst es im weiteren Vertragstext."
Natülich! Jede Studie, die auf ein bestimmtes Ziel hinaus läuft würde nicht Publik werden, wenn das Ziel verfehlt wurde. Das ist nicht nur bei diesem Thema der Fall!
weiter heißt es:
"Man fragt sich, was der Lehrstuhl mit Resultaten macht, die darauf hinweisen, dass die Pulvermilch doch nicht so sehr des Teufels ist, wie heute immer suggeriert wird."
Ich habe noch nie gelesen, das Pulvermilch schlecht ist! Nur weil man sagt, das Stillen für das Baby das Beste ist, heißt es doch nicht Automatisch das Pulvermilch schlecht ist.
>Jeder Rabe ist ein Vogel, doch nicht jeder Vogel ist ein Rabe< 
Ich kann der Pulvermilch viel Gutes abgewinnen: Für Frauen, die tatsächlich nicht Stillen können, ist die industriell gefertigte Babynahrung ein Segen! Ohne sie müsste so manches Kind im schlimmsten Falle verhungern. Die Erfindung der industriellen Babynahrung war ein guter Gedanke, schade jedoch, das sie die Muttermilch gleichwertig ersetzen soll. An der stillenden Mutter verdient sich ja leider nicht so viel...
"[...]Frauen aus Entwicklungsländern, die ihre Kinder in Armut gebären [...] geben ihren Säuglingen auch heute noch mit verdrecktem Wasser angerührte Pulvermilch, um wieder auf dem Feld arbeiten zu können." 
Wie haben die das nur in der Steinzeit gemacht...
"Drastischer Gewichtsverlust und Tod aufgrund von Durchfall sind die Folge. Dieser Missstand führte zur viel zitierten WHO-Empfehlung, Säuglinge in den ersten sechs Monaten voll zu stillen." (Ausgeklammert: "Maternalistische Feministinnen in den USA  hatten wohlgenährte Babys und fühlten sich in den 1950er Jahren als stillende Mütter von der Gesellschaft ausgegrenzt." - Wieso? Wird in keiner Silbe erwähnt.)
"Die Muttermilch, so viel zu den Fakten, rettet in Entwicklungsländern Kinderleben. Doch davon kann in den westlichen Industriestaaten keine Rede sein."
Und nur weil es bei uns nicht zwingend notwendig ist, sollen wir darauf verzichten?? Ich hasse diese Aussage!
"Die WHO [...]  geht noch weiter: Sie empfiehlt das Stillen mindestens im ganzen ersten Lebensjahr."
EMPFIEHLT! Nicht zwingt... ließt auch nur ein Mensch richtig? Jeder macht, was er möchte. Ob er den Empfehlungen folgt oder nicht, bleibt jeder Mutter selbst überlassen. Im übrigen lautet die Empfehlung die Kinder bis 2 Jahre Teil zu stillen, nicht nur im ersten Jahr - nur der Vollständigkeit halber.... "geht noch weiter" klingt für mich auch sehr negativ. Als sei Stillen grundsätzlich etwas schlechtes.
"Die von der Liga* propagierte Stillmethodik verunmöglicht die Selbstbestimmung von jungen Eltern praktisch ganz."
(*LaLecheLiga)
....... Ich weiß nun nicht ob ich lachen oder weinen soll. Stillen nach Bedarf verunmöglicht die Selbstbestimmung keineswegs! Ich bestimme trotzdem selbst, wann ich was mache. Ich gehe ins Kino, gehe essen - ohne Kinder - obwohl ich meinen fast 11 Monate alten Sohn nach Bedarf stille. Ich gehe zum shopping und stille meinen Sohn im Tragetuch oder bei einem Eis. Ich fühle mich nicht eingeschränkt.

Die Autorin zitiert die Soziologin Elisabeth Badinter (Französin)
"Die Frau wird zur Schimpansin degradiert"
So langsam kann ich diesen Text nit mehr ernst nehmen. Eine stillende Mutter ist also ein Primat? Ein "dummer" Affe ohne Selbstbestimmung? Das eine Frau stillen WILL scheint undenkbar.
"Heute steht die Mutterschaft wieder ganz im Zentrum fraulicher Identität."
Da frage ich mich woher die ganzen weiblichen Arbeiter kommen. Und unsere Bundeskanzlerin? Ich denke nicht, das ihr Zentrum eine Mutterschaft ist.
"Wäre die Muttermilch wirklich derart unerlässlich für die gesunde physische und psychische Entwicklung des Menschen, wäre Frankreich überwiegend von Idioten mit schwachem Immunsystem bevölkert."

Ich weigere mich, aus einem Land wie Frankreich solche Aussagen ernst zu nehmen. Jeden, der mich in dem Punkt nicht versteht bitte ich sich selbst über Frankreichs Erziehung zu informieren. Ich möchte das Thema hier nicht ausweiten.

"Solange der offizielle Still-Terror, ausgeübt von staatlichen, nichtstaatlichen und überstaatlichen Organisationen, nicht aufhört, wird das schlechte Gewissen der Mütter andauern. Und es wird ihnen verunmöglicht, das Stillen als das zu sehen, was es ist: eine von zwei Möglichkeiten, sein Kind zu ernähren, ein weibliches Privileg und im besten Fall ein Vergnügen."

Das Stillen ist eine von 2 Möglichkeiten? Mehr nicht. Aus dem ganzen Text geht hervor, das das Stillen für die Autorin keinerlei Positive Assoziation hat: "Im besten Fall ein Vergnügen" - und diesen besten Fall kann jede Mutter erreichen wenn sie es möchte! Das Schlechte Gewissen gilt dem eigenen Versagen. Man fragt sich wieso jeder stillen kann, nur man selbst nicht. Man hat ein schlechtes Gewissen gegenüber seinem Kind, weil man ihm das Beste "vorenthält" - sofern man denn Stillen möchte. Wer nicht will oder kann, der muss (eigentlich) kein schlechtes Gewissen haben!

Und zu guter Letzt: Der Text beginnt mit Gleichberechtigung und endet mit dem weiblichen Privileg...

Ich bin aufgewühlt über diesen Text, der das Stillen so sehr nieder macht. Einerseits wird sich beschwet das es keine wissenschaftlichen Belege gibt das Stillen das Beste ist, auf der anderen Seite werden keine gegenbeweise geliefert, die die Meinung der Autoin stützen könnten.
Ich bin sauer über die "Schimpansen"-Aussage. Wütend über die Zitate aus Frankreich...

Auch wenn die Autorin das nicht glauben kann:

ICH WILL STILLEN!!!

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