~♥~ "Solange ich klein bin, gebt mir Wurzeln. Wenn ich groß bin, verleiht mir Flügel" ~♥~

Freitag, 29. Mai 2015

"Wie, Du stillst nicht?"

"Ja - ich stille nicht!" 

Zumindest habe ich mein erstes Kind nicht gestillt. Und immer wieder musste ich mich rechtfertigen - oder hatte das Gefühl es zu müssen. 

"Ich habe es ja versucht."
"Sie nahm die Brust nicht."
"Ich hab doch 4 Wochen gepumpt, aber hatte einen Stau nach dem anderen"
und vieles mehr sagte ich auf das 'Warum?' der "Stillmafia", anstatt einfach zu antworten:
 
"Ich stille nicht und es geht uns gut damit."

Denn es ging uns gut damit. Es war ok so. Ich habe zwar stillen wollen, aber es ging für uns nicht. Ich ertappe mich gerade dabei, wie ich wieder die Gründe aufschreiben und mich für meine Entscheidung rechtfertigen will. 

Ihr lieben "Still-Mamas": Versucht doch  wenigstens zu akzeptieren! Formula-Nahrung ist eine sinnvolle Erfindung. Viele Kinder wären gestorben, wenn es sie nicht gäbe - denn es gibt tatsächlich Mütter, die nicht Stillen können! Und auch wenn sie schlichtweg nicht wollen: Sie werden ihre Gründe haben und die gehen euch nichts an! Solange es dem Kind und der Mutter damit gut geht, belasst es doch dabei. 

Ihr lieben "Fläschchen-Mamas": Ihr habt euch dafür entschieden, hört auf euch zu rechtfertigen - Das müsst ihr nicht. Euch und euren Kindern geht es gut, das ist das Wichtigste. Nur weil ihr nicht Stillen könnt (oder wollt) seit ihr keine schlechten Mütter. 

Ich möchte euch lediglich bitten: Wenn ihr stillen wollt, dann sucht bei Problemen eine Stillberaterin auf (LaLecheLiga & afs -> Ehrenamtlich)

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Entspannt euch alle ein wenig und lasst die Menschen einfach machen. Kehrt vor eurer eigenen Tür und freut euch an eurem Weg - Nur weil er für euch der Richtige ist, ist er noch lange nicht der Beste für alle. 

Samstag, 16. Mai 2015

Meine ungewöhnliche Still-Geschichte

Oktober 2012 
Ich bin schwanger! Zum ersten mal. Oh wie Aufregend alles ist. Stillen möchte ich - unbedingt!

Juni 2013
Meine Tochter ist geboren. Sie ist wunderschön. Sie ist perfekt. Ich liebe sie unendlich. Das erste Anlegen klappt ganz ohne Schwierigkeiten - ich bin sehr optimistisch und freue mich auf die Stillzeit. Doch es wird schwieriger. Die kleine Maus nimmt die Brust nicht und ich frage nach Hilfe beim Anlegen. Die Schwestern sind unter Stress, haben keine Zeit. Sie nehmen meine Tochter und drücken sie einfach an mich. Kau lässt man ihren Kopf los, saugt sie nicht mehr. Lässt die Brust los. Wieso zeigt mir niemand, wie ich sie anlegen kann? Am letzten Tag im Krankenhaus schaffe ich es einmal allein und ich hoffe zuhause auf Besserung. Doch wir schaffen es nicht. Sie weint viel, kann nicht saugen und ich kann sie nicht anlegen. Die Hebamme ist mir leider gar keine Hilfe, von Stillberatern wusste ich nichts. Nach einer Woche will ich nicht mehr. Mein Frauenarzt hat Urlaub, die Vertretung bittet mich, es weiter zu versuchen und schreibt mir eine Pumpe auf. Ich pumpe also ab und gebe die Milch über die Flasche. Sie ist zufrieden und ich bin es auch. Die Nächte sind stressig. Mein Partner füttert unsere Tochter und ich pumpe ab. Teilweise tue ich beides allein. Ich bekomme Knoten in der Brust. Verklebungen der Milchgänge, Milchstau an Milchstau quäle ich mich...

Juli 2013
Die Pumpe war für 4 Wochen verschrieben und ich höre auf. Gebe sie zurück und bitte meinen Frauenarzt um Tabletten zum Abstillen. Ich dürfe nichts mehr an der Brust machen. 2 Tabletten gab es. Am Abend darauf, dachte ich ich platze. Es tut so weh und ich fühle mich elend. Wir fahren ins Krankenhaus und ich werde ausgestrichen. man gibt mir eine Tablette und am nächsten Tag soll ich bei weiteren Beschwerden wieder kommen. Natürlich kam ich wieder. Nun sollte ich nochmal alles raus pumpen. Nach nur 10 Minuten habe ich einen Liter Muttermilch weg gekippt. Ich bekam Tabletten für 14 Tage und sollte ausstreichen, wenn es zu sehr spannt.

September 2013
Meine süße Maus schläft schon, als ich duschen gehe. Doch sie wird wach und Papa kriegt sie nicht ruhig. Also gehe ich - wie Gott mich schuf - zu meiner Tochter. Urplötzlich schnappt sie nach meiner Brust und ich fühle mich elend. Ich habe versagt. Was bin ich für eine Mutter, das ich nicht durchhalten konnte?

Ich habe noch eine ganze Weile damit zu kämpfen und mache mir Vorwürfe. 

Dezember 2013
Die Milch ist endlich komplett weg und auch beim ausstreichen oder drücken kommt kein Tröpfchen mehr heraus. Ende des Monats mache ich einen Schwangerschaftstest - positiv!


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Ich möchte Stillen. Unbedingt! Mehr als je zuvor. Doch ich habe Angst. Angst davor, das es genau so wird. Angst vor den Schmerzen. Angst vor den groben Schwestern. Und ich habe ein schlechtes Gewissen. Meine Tochter bekam die Muttermilch nur so kurz. Ist es nicht unfair ihr gegenüber, wenn ich dem Geschwisterchen nun "was Besseres" gebe? Meine Gedanken gehen hin und her. 

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August 2014
Mein Sohn ist geboren. Wie wundervoll er ist... Und auch er schafft das erste Anlegen problemlos. So weit - so gut. Er hängt 2 stunden nuckelnd an meiner Brust und ich genieße es, ihm das Beste geben zu können. Wieder bin ich optimistisch. Erst 6 Stunden später möchte er wieder trinken. Und es klappt! Ich bin überglücklich. Das dritte stillen ist schon nicht mehr ganz so berauschend. Wir haben Probleme beim Anlegen, doch habe ich Angst vor den Schwestern, das sie ihn so anlegen wie meine Tochter. Ich beiße mich durch und schaffe es. Am Abend seines ersten Lebenstages kämpfe ich vergeblich mit dem anlegen. Ich weine und habe Angst. Ich will das nicht nochmal mitmachen. Der Nervenzusammenbruch ist perfekt und treibt mich zur Abstilltablette. Mein Sohn bekommt noch im Krankenhaus die Fläschchen.

September 2014
Ich mache meinem Sohn seine Flasche. Er weint auf meinem Arm. Mit offenem Mund reibt er sein Gesicht an mich. Wieder einmal weine ich. Ich fühle mich unwohl, als ich ihm die Flasche füttere und denke nach.
Kann ich vielleicht Stillen trotz Abstilltablette?
Ich krame mein Handy hervor und beginne zu googeln. Es gibt eine Stillberaterin eine Stadt weiter. Ich maile ihr. Am nächsten Tag bekomme ich die Antwort:
Ja, es geht!
Es nennt sich "Relaktion" und würde mir einiges abverlangen.
Ich solle Schnuller und Fläschchen verbannen. Die Milch sollte ich über einen Löffel oder Becher geben. Ich muss pumpen, um die Milchproduktion anzuregen. Ich muss gegen die Wirkung der Tablette kämpfen. Und ich kämpfe! Wie ich mich freue, als ich die ersten Tropfen in der Pumpflasche sehe! keine 2 ml, aber sie machen mich glücklich. 10 ml - 30 - 90! Zusätzlich habe ich das BES (Brusternährungsset) von Medela besorgt, um meinen Sohn an die Brust zu gewöhnen.

Oktober 2014
Mein Sohn ist 8 Wochen alt - ich stille voll!!! Anfangs nutze ich noch Stillhütchen, doch nach und nach lasse ich sie weg. Endlich stillen wir. Ich fühle mich gut - ich habe gekämpft und gewonnen. Oft wollte ich einfach aufgeben, weil es nicht klappen wollte, wie ich es gern hätte. Habe schon Salbeitee getrunken wegen seiner abstillenden Wirkung, doch schlussendlich habe ich es durchgezogen

Dezember 2014
Meine Tochter und ich baden - Der Kleine schläft bereits. Mir spannt die Brust und ich streiche etwas Muttermilch ins Badewasser aus. Es schadet ja nicht. ganz neugierig guckt meine Maus, was ich da mache. Beim nächsten baden drückt sie auf meiner Brust herum. Vermutlich möchte sie, das ich wieder etwas ausstreiche. Ich komme ihrem Wunsch nach. Sie freut sich darüber. Das geht ein paar mal so, bis sie mir eines ihrer Förmchen an die Brust drückt, die wir zum spielen in der Wanne dabei haben. Ein paar mal streiche ich etwas Milch in das Förmchen und meine Tochter erfreut sich daran, es auszukippen. 

Januar 2015
Das fröhliche Förmchen Kippen geht noch ein paar mal weiter. Irgendwann kostet sie davon und es scheint ihr zu schmecken. Immer häufiger will sie in die Wanne und das ich ihr was ausstreiche. Sie steht nun sogar mit offenem Mund vor mir. Das Förmchen als Zwischenstation fällt aus. 

März 2015
Eines Morgens stille ich meinen Sohn und meine Tochter schaut wie immer ganz interessiert zu. Als er fertig ist, sagt sie "au trinka!" und legt sich in der typischen Wiegeposition auf meinen Arm. Ganz vorsichtig nimmt sie die Brust. Es scheint ihr nicht ganz geheuer, denn sie lässt es sofort wieder.

April 2015
Jeden Morgen schaut sie mir zu, wie ich ihren Bruder stille und wieder einmal will sie es auch versuchen. Und sie stillt ein paar Minuten. wirklich was rausbekommen tut sie aber nicht. Wie auch? Der Saugvorgang ist komplex und sie kennt es ja eigentlich gar nicht. 7 Morgende geht das so, dann hört sie ein paar Tage auf, um sich dann einmal am Mittag in den Schlaf zu stillen - sie hat tatsächlich was raus bekommen. Nun stillt sie mit. Alle 2-3 Tage möchte sie auch an die Brust und ich freue mich darüber, das sie diese Erfahrung doch noch machen kann.

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Unsere Stillgeschichte ist ungewöhnlich und einzigartig, doch sie ist wunderschön. Ich bin stolz auf meine Leistung der Relaktion und bin glücklich, das meine Tochter nach so langer Zeit doch noch ein bisschen Muttermilch bekommt.